Eine kurze Einführung in die Technik des Verbundglases als Art der monumentalen Skulpturkunst

Über Glasstone · 2021/10/15

Autor: Glaskünstler Ernest Vitin, 15/10/2021

Was ist die Technik des Verbundglases?

Der Begriff "Verbundglas" wird synonym mit geschichtetem oder gestapeltem Glas verwendet - es handelt sich um dieselbe Technik, und man kann jeden der Begriffe verwenden, um die spezifische Technik zu bezeichnen. Aus Gründen der Konsistenz wird hier jedoch der Begriff - Verbundglas verwendet.

Verbundglasskulpturen haben ihren eigenen visuellen Charakter. Das Zusammenspiel mit Licht, dessen Reflexion und gleichzeitig Durchstrahlen, macht die Skulpturen besonders ausdrucksvoll. Wegen dieser Eigenschaft gleichen sie keinen anderen aus anderem Material und in keiner anderen Technik geschaffenen Kunstwerken. Die Technik des Verbundglases ist ein vollwertiges Ausdrucksmittel der Kunst, dank dem man skulpturelle Werke verschiedener Gröβen erschaffen kann – von einem kleineren Objekt für den Tisch, bis hin zur Gröβe eines mehrstöckigen Gebäudes. Für solch ein Kunstwerk ist ein grünlicher Farbton des  üblichen klaren Glases und eine ausgeprägt mehrschichtige Faktur typisch. Aber der Farbton kann sich abhängig vom genutzten Glas unterscheiden, es gibt Künstler, die sich für das Glätten der Faktur durch Schleifen entscheiden. Im Vergleich mit anderen Erscheinungen der traditionellen Glaskunst, zum Beispiel, Skulpturen und andere Werke aus Stein, Bronze, Holz, so wie die durch das Glasblasen entstandene Kunstwerke, sind die skulpturellen Objekte der Technik des Verbundglases  neu und man sieht sie ziemlich selten.

Die vereinfachte Definition der Technik des Verbundglases kann so lauten: es ist eine Technik der Bearbeitung des kalten Glases, wobei man aus den industriell hergestellten Glasschieben Stücke von nützlicher Form und Gröβe ausgeschnitten werden, die bei der Stapelung mit oder ohne Festigung das gewünschte leuchtende, bildnerische Objekt bilden. Die Technik des Verbundglases kann scheinbar einfach aussehen. Hinter dem bescheidenem Namen verbirgt die Technik des Verbundglases eine mächtige mentale und körperliche Artillerie. Deren Erwerb und Anwendung ist der einzige Weg, wie der Künstler die gewünschte visuelle Ästhetik des Kunstwerkes erreichen kann, wobei die Langlebigkeit und die Qualität gesichert werden. 

Die wesentlichsten Aspekte der Verbundglastechnik

Der Herstellungsprozess der monumentalen und des kleinen Verbundglases ist sehr unterschiedlich. Die Arbeit mit Glasstapelung kleiner Größen, wessen Gewicht nur ein paar Kilogramm schwer ist und sich im Raum befindet, wird von der Qualität des Flachglasses und des Klebens nur visuell beeinflusst. Aber, um eine umfangreiche Glasskulptur zu schaffen, muss man unbedingt die praktischen Aspekte berücksichtigen: das geplante Gewicht der Skulptur, der geplante Standort und optische Aufgaben, der benutzte Klebstoff, als auch das Flachglas, muss von hoher Qualität und vollständig glatt sein. Deshalb ist nur in den letzten Jahrzehnten, dank der Entwicklung der Industrie des Flachglases und der Chemie der Bindemittel, die Gestaltung der groβen Skulpturen der Verbundglastechnik möglich. Die Skulpturen müssen die verschiedenen Prüfungen der Umwelt durchstehen können, ohne ihren Schein, ihre Klarheit und Beständigkeit zu verlieren. Die glatten Glasschichten und der qualitative Klebstoff sind die Voraussetzungen zur Gestaltung solcher monumentalen und beständigen Skulpturen. Sobald im mehrschichtigen Objekt eine Unebenheit entsteht, sogar eine kleine, nicht mehr als ein Zehntel des Millimeters, steigt das Risiko der Rissbildung wesentlich. Nur in sehr seltenen Fällen kann das thermisch ausgehärtete Glas benutzt werden.

Bei der Gestaltung der Vebundglasskulpturen ist die Auswahl des Klebstoffes und der Technik des Klebens der zweitwichtigste Faktor. Die Herstellungsqualität und Vielfältigkeit des Flachglases und der Bindemittel ist auch in den letzten Jahrzehnten wesentlich gewachsen, was die Anpassung an die ständige Aussetzung an die veränderlichen Umweltbedingungen ermöglicht. Sowohl die Qualität des Klebstoffes, als auch die Technik,  wie der  Klebstoff auf das Glas gestrichen wird, bestimmt die Beständigkeit des Ergebnisses und die Unveränderlichkeit  der visuellen Eigenschaften.

Sehr selten ist der Klebstoff für Glas auch für draußen-stehende Objekte geeignet. Deshalb ist dessen Qualität ein wesentlicher Faktor, der die Langlebigkeit des Objektes bestimmt. Man muss sich vergewissern, ob der Hersteller des Klebstoffes die Beständigkeit seines Produktes gegen die äuβeren Faktoren gewährleisten kann, damit das Bindemittel in Zukunft nicht vergilbt, beständig und unveränderlich unter verschiedenen Umständen bleibt. Man sollte sich nicht nur auf die Spezifikationen des Herstellers verlassen, da der Klebstoff nicht unter allen für uns bedeutenden und spezifischen  Umständen geprüft wird – das bestätigen uns die technischen Ingenieure des Herstellers. Deshalb müssen wir regelmäβig die gewählten Klebstoffe und deren Verhalten bei jeder Wetterlage sowohl kurzzeitig, als auch langzeitig testen. Es ist sehr wichtig, den Gebrauchsanweisungen des Herstellers für die Klebstoffe zu folgen, da die Abweichung die Beständigkeit des Klebstoffes wesentlich beeinträchtigen kann.

Es ist aber auch wichtig, die Technik des Klebens zwischen den Schichten im Laufe der Zeit zu prüfen, und ob diese sich für die bestimmten Ziele eignen. Zum Beispiel, wenn der Verbundglasklebstoff für die kleinen Skulpturen den notwendigen Spezifikationen entspricht, kann man es in einzelnen Punkten, Linien oder Mustern auftragen. Für große Skulpturen, dagegen, ist solch ein  Ansatz nicht langlebig. Beim Wechseln der Wetterlage verlieren die geklebten Stellen ihre Beständigkeit und erfüllen ihre Funktion nicht mehr. Das Verbundglas, das Umwelteinflüssen ausgesetzt ist, muss so geklebt werden, dass die Glasschicht mit dem Klebstoff vollständig bedeckt ist. In seltenen Fällen sind kleine Abweichungen  von diesem Prinzip möglich, und es wird unmittelbar von der Form des Objektes und zusätzlichen Befestigungen abhängig. Damit das Bindemittel gleichmäβig  auf der ganzen Fläche liegt, braucht man genug Geduld, man muss auch darauf achten, dass die Dicke der Klebstoffschicht nicht zu groβ ist. Die Präzisität dieses Prozesses kann man gut beobachten, indem man auf das mit Klebstoff bedeckte Stück die nächste Glasschicht legt - der Klebstoff muss sich in allen Richtungen gleichmäβig verbreiten. Wenn in einem Teil der Austritt wesentlich größer war, aber im anderen fast keiner, ist es klar, dass die Bedeckung ungleichmäβig ist und das Risiko der Rissbildung entstehen kann, als auch die Bindemittel ihre Eigenschaften in der längeren Zeitperiode verlieren können.

Am Ende kommt ein praktischer Rat, um eine visuell gleichmäβige Verbundglasskulptur zu schaffen: das Material des Flachglases sollte von einem Betrieb, aus einer Fertigungsmenge stammen. Die Farbtöne, obwohl ähnlich, sind nicht streng definiert, das bedeutet, dass sich die Farbtöne sogar bei einem Hersteller in verschiedenen Perioden des Herstellungsprozesses unterscheiden werden. Diese Unterschiede sehen wir nie in den Fensterscheiben, aber im Verbundglas erscheinen sie leider nur, wenn das ganze Objekt schon zusammengeklebt ist. Deshalb ist es bei der Herstellung einer Skulptur wichtig, dass man Glas aus einer Herstellungsmenge  mit ausreichendem Vorrat einkauft.

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Vitin, Ernest (15/10/2021). "Eine kurze Einführung in die Technik des Verbundglases als Art der monumentalen Skulpturkunst". Verfügbar: https://glasstone.eu/de/artikel/par-glasstone/eine-kurze-einfuhrung-in-die-technik-des-verbundglases-als-art-der-monumentalen-skulpturkunst-

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